Licht in einem eingefahrenen Aquarium

Ulrike Jahnke-Soltau

Einleitung:

Oft werden Lichtmessungen in der Einlaufphase durchgeführt. Diese führen zu recht hohen Beleuchtungsstärken für das Aquarium, hier: 5000Lux auf halber Höhe. Der Grund ist, dass noch keine Abschattung durch Pflanzen oder Eigenfärbung des Wassers existieren. Auch zeigen die Leuchtstofflampen noch ihre volle Leistung, die aber in 6 Monaten leicht abfällt.

Hier sollten die Verhältnisse in einem eingelaufenen Aquarium, welches schon einige Rodungen hinter sich hat, untersucht werden.

Material und Methoden:

Die Messungen betrafen ein Juwel-Aquarium mit den Maßen 80cm*35cm*40cm (112l) mit 2-flammiger Abdeckung mit je 18W Dreibandenröhren T8, 2 Jahre im Betrieb. Die Leistung ist mit 2x1350Lumen angegeben, das entspricht 24Lumen/l.

Im Aquarium liegen folgende Wasserwerte vor: GH15, KH6, pH6.8, Nitrit n.n., Nitrat ca. 10mg/l, CO2 25mg/l (Bio-Anlage)
Das Wasser weist einen leichten Grünstich auf.

Messung Lichtquelle
Messung Lichtquelle

Die Messung und Berechnung fand nach Mergus (1) sowie Kübler (2) statt.

Verwendet wurde ein handelsüblicher Schminkspiegel, der mit dem Käscher in die jeweilige Position gebracht wurde, sowie eine Canon Powershot A540 im blendenautomatischen Modus.
Die Empfindlichkeit wurde (im manuellen Modus) auf ASA 400, die Zeit auf 1/60s eingestellt.

Es wurde folgende Formel zur Berechnung der Beleuchtungsstärke verwendet:
E = Faktor * Blende*Blende/(Empfindlichkeit in ASA)/Verschlusszeit

Der Faktor wurde mit den Daten aus dem Mergus Aquarienatlas Tabelle Lux/Beleuchtungszeiten (1) bestimmt nach:
Faktor = E*Empfindlichkeit(ASA)*Zeit/Blende/Blende


Ergebnisse:

Korrekturfaktor nach Mergus:
LuxFaktorAbweichung
600255-
1200255-
2400255-
48002444%
Lichtmessungen:
Gesamtaufnahme
Standort rechts nach linksBlendeLux
1. Rotala in Echinodorus-Schatten5.61200
2. schmalblättrige Ludwigie oben 7.11900
3. Anubias nana5.0960
4. Rotala rotundifolia 10cm Tiefe8.12500
5. Juncus repens 15cm Tiefe8.02450
6. Ludwigia glandulosa 15cm Tiefe8.02450
7. Ludwigia glandulosa Schattenzone5.51160

Diskussion:

Korrekturfaktor

Die oben verwendete Funktion ist zu Beginn linear, flacht dann ab (2). Die Messwerte liegen alle im gültigen Bereich für Faktor=255. Da Lichttechniker dieselbe Methode und dieselbe Formel benutzen (5,6), sind Kritiken, die die Unrichtigkeit der Methode behaupten, ohne jemals Beweise dafür erbracht oder angegeben zu haben, unrichtig, unangebracht und im höchsten Maße überflüssig (tm Budde-Marquis).

Licht und Pflanzen

Eine optimale Beleuchtung sollte nach Horst/Kipper (3) 35Lumen/l bieten. Mergus/Paffrath(1) fordern für ein Aquarium 0.5W/l . Auch Kasselmann orientiert sich in der Tabelle "Richtwerte für die Beleuchtungsstärke" (4) an diesen Werten.
Eine Aquarienbeleuchtung, die diesen Forderungen nachkommt, wäre ein Doppelbalken mit T5-Leuchtstofflampen, die es ermöglichen, gegenüber der heute üblichen T8-Beleuchtung 50% mehr Watt/ 50% mehr Licht bei gleicher Geometrie zu verbraten/ erzeugen.

Dieses Aquarium ins im Vergleich zu den geforderten Werten ziemlich unterbelichtet (0.3W/l, 24Lumen/l).
Trotzdem zeigt sich ein beachtlicher Pflanzenwuchs, sogar Rotfärbung einiger Arten ist zu beobachten:

Rotala rotundifolia
Rotala rotundifolia
schmalblättrige Ludwigie
schmalblättrige Ludwigie
Ludwigia glandulosa
Ludwigia glandulosa

Bei der Rotala rotundifolia ist gut zu sehen, dass 1200Lux zwar ausreichen, dass die Pflanze überlebt, aber ihre Rotfärbung erst bei 2400Lux zeigt.

Für die schmalblättrige Ludwigie reichen 1900Lux für die Rotfärbung aus, während Bereiche um 1000Lux am Anubiasblatt eher grün sind. Das Gleiche lässt sich bei er Ludwigia glandulosa beobachten, sie bildet tiefrote Zweige in der 2400Lux-Zone (rechts vorne), während die Blätter in der Schattenzone (links hinten) bei 1160Lux grün bleiben.

Man sollte sich überlegen, ob nicht mit weniger Aufwand der gleiche Effekt zu erzielen ist.

Interessant wäre es nun, die Leuchtbalken gegen T5er zu tauschen und die Entwicklung der Unterwasserlandschaft zu beobachten.

Bei einem ähnlichen Versuch zur Erhöhung der Leuchtstärke durch Austausch der 50W-Lampen durch 80W-Lampen zeigte sich, dass sich die oberste Pflanzenschicht verdoppelte zuungunsten der unteren, was die Verarmung der Pflanzenspezies nach sich zog sowie ein Umstellen der Überlebenden auf Landpflanzenhabitus, welches auch Blühen und Vermehrung umfasste.

Literatur:

  1. R.Riehl, H.A.Baensch: Mergus Aquarienatlas 11.Auflage 1997, Mergus Verlag, ISBN 3-88244-065-1
  2. Kübler: Licht im Aquarium, 1976, Kosmos-Verlag Vivarium, ISBN 3440035328
  3. K.Horst/ H.Kipper: Das Optimale Aquarium, 7. Auflage 1992, Verlag Aqua Documenta, ISBN 3-925916-15-6
  4. C.Kasselmann: Pflanzenaquarien gestalten, Kosmos-Verlag, ISBN 3-440-08518-X
  5. Filmtechnik online, Menu Umrechnung
  6. HiQuel App.Note Lux (deutsch, pdf)