Schwertträger im Gartenteich?

Tagebuch eines Versuches im Sommer 2002

Drangvolle Enge im 112l-Aquarium, kaum Schwimmraum für die Insassen, kein Platz, um ein weiteres AQ aufzustellen, die Lage war verzweifelt! Und draussen war nach dem Wintergau so ein schöner, frisch eingefahrener Teich, der den Nitrit-Peak gerade hinter sich hatte!
Nochmal Goldfische rein? - Vor meinem geistigen Auge fraßen 5 Goldies die Blumenbinsen, den Froschlöffel, den Fieberklee und die Wasserfeder auf, die gerade so schön wuchsen. So wie es schon mal vor über 20 Jahren geschah! - Nun, Schwertträger sind nicht ganz so gefräßig.

"Kann man eigentlich Schwertträger im Gartenteich halten?"
Die Antworten auf diese Frage variierten von "Tierquälerei" bis "Ausgezeichnet!".
Dass im Herbst eine große Abfischaktion ansteht, ist mir klar, dass es bis Mai des nächsten Jahres wieder drangvolle Enge gibt, ebenfalls. Aber ca. 6 Monate lang hätten die Fische ein paradiesisches Leben mit Lebendfutter im Überfluss! Das bestätigte mir ein Blick in den Teich, in dessem Schlamm Bachröhrenwürmer in Massen herumstrudelten, Mückenlarven durch das Wasser zuckten, Köcherfliegen auf dem Grund wie wandelnde Stöcke umherkrochen, und der freie Boden mit einer dicken Schicht Kieselalgen, einst Hirschs Lieblingsfutter, belegt ist. -
Und war da nicht Michi, meine erste Schwertträger-Stammmutter, die so eine ausgezeichnete Jägerin war, was Lebendfutter, besonders Teichgetier, betraf? Und hatten meine Helleries nicht wiederholt Temperaturen von unter 10°C klaglos weggesteckt?

Pfingsten:

Der Tisch war reichlich gedeckt, das Teichwasser war 17°C warm, so in etwa die Wintertemperatur des AQs im Wintergarten. Also sollten aus diesem AQ 5 "Astronauten" in eine neue Welt aufbrechen!

Tja, und dann kam Problem Nr.1: Der Wintergarten hatte sich aufgeheizt, das AQ-Wasser war 27° warm. Die 5 Astronauten, bisher nur an Sprünge von 5° gewöhnt, hatten einen Temperatursprung von 10° zu überwinden. - Fische aus dem 23°-AQ nehmen? Nein die sind mit 2 Jahren schon zu alt, die 1-jährigen sind gerade richtig. Mit der altbekannten Methode, 4 Stunden lang die Temperatur anzugleichen, sollte es keine Verluste geben.

Beim Füttern habe ich mal kurz den Kescher durchs AQ gezogen (bah, bin ich fies!), genau 5 Fische befanden sich darin, und dann ab in den Eimer mit etwas temperiertem Wasser. Den Eimer habe ich dann im Teich schwimmen lassen, und nach einer Stunde kam dann Problem Nr.2: der Eimer wurde zu nahe an den Rand getrieben, und Gypsy, Experte für Stöckchen aus dem Bach oder Teich holen, ausserdem immer für eine Spielerei zu haben, schnappte sich den Henkel, der Eimer kippte, die "Astronauten machten eine Bruchlandung auf dem neuen Planeten", und mein Herz setzte aus...

Da hockten sie nun erstarrt auf dem Boden. Plötzlich machte der erste einen wilden Satz unter die Sumpfdotterblumenblätter. Ein weiterer versuchte, im Boden zu verschwinden.
Nach dem Motto: bei einem Schock hilft oft ein Gegenschock, habe ich sie mit einem Schilfstengel gekitzelt, worauf sich alle unter die Sumpfdotterblume verzogen.

Gartenteich

2.Pfingsten:

Gypsy wollte morgens raus, also gleich mal sehen, was die Schwertträger machen.
Und da schwammen sie am Grund einmal quer durch den Teich, alle 5 schön hintereinander, zwar in Zeitlupe, aber immerhin.
Nachmittags wollte ich noch mal schauen, aber vor lauter Lichtreflexen und Spiegelungen war nichts zu sehen. Ausserdem standen die Blumentöpfe auf roten Ziegeln, die vermulmt waren, so dass man nie wusste, schaut man auf ein Stück Ziegel oder einen Fisch.
Nur, wo die Sonne hineinschien, konnte man bis auf den Boden sehen. Und dann schwammen sie über die Sonnenstreifen, aber sie durchquerten die Sonnenzonen so, wie unsereins über eine Hauptverkehrsstraße läuft. -
Sie hatten sich schön rundgefressen, und waren da nicht gestern noch Mückenlarven an der Blumenbinse? Und wer hat die armen Bachröhrenwürmer da so halb aus dem Schlamm gezogen?
Es hatte sich ein 2er-Trüppchen und ein 3er-Trüppchen gebildet.

3.Tag (21.5.02):

Beim morgendlichem Blick in den Teich sah ich dann auch schon die Schlange im Paradies in Form eines Egels. Auch habe ich nur noch 4 Fische gezählt, der kleinste (Jungfisch) fehlte.
Das stärkste Männchen hatte sich die zwei Weibchen weggetrieben und fing an, das kleinere Männchen zu verjagen.
Am Nachmittag durfte der Kleine nicht mehr den Weg der Dreiergruppe kreuzen, und die schwammen kreuz und quer durch den 6qm großen Teich. Es blieb ihm nur die Sumpfdotterblumenregion.

4.Tag (22.5.02):

Morgens schwammen alle 4 aus der Sumpfdotterblumenregion heraus, aber schon bald begann der Alte wieder, den Kleinen zu vertreiben, UND: mit den Weibern zu balzen, was das Zeug hält. Zwischendurch wurden Würmer aus dem Boden gezupft und der Kleine wieder vertrieben, der im Tannenwedelwald gelauert hatte. Dem kleineren Weibchen wurde es zuviel, sie flitzte hinter einen Blumentopf. Die Große scheint den Kerl zu mögen.
Nachmittags, das Bild hat sich gewandelt. Der Platzhirsch bemüht sich, die Weibchen zusammenzutreiben, eins büxt immer wieder aus! Und in der Zwischenzeit vergnügt sich der Kleine mit den anderen beiden Weibchen. Ja, es sind wieder 5! Zwei Männchen, drei Weibchen - und langsam haben sie den Teich erobert, schwimmen nicht nur am Boden, sondern auch in die Blumentöpfe, wo es noch etliches Getier zum Fressen gibt.

Fortsetzung folgt