Schwertträger - Xiphophorus helleri | |
"Warum schaffst Du Dir so etwas Einfaches wie Schwertträger an?" -
Diese Frage stellte und stellt man mir häufig, wenn man vor meinem Aquarium steht.
Nun, ich finde, dies sind die Fische mit der elegantesten Körperform und dem interessantesten Verhaltensmuster. Vor 20 Jahren versorgte mich mein Stamm- Aquarienladen mit einem guten Zuchtpaar. Ein Paar war es allerdings erst im zweiten Anlauf, da sich das vermeintliche Weibchen bald als Spätmännchen entpuppte. Schweren Herzens gab mir der Züchter eins seiner eigenen Weibchen. Ich kann ihm versichern, sie hat ein gutes und interessantes Leben bei mir gehabt. Für das Männchen war das Becken fast zu klein für seinen Balztanz. Nachdem es zwei Konkurrenten in die Büsche gejagt hatte, sauste er wie ein Webschiffchen vor- und rückwärts und versuchte dabei, das Weibchen mit seinem Schwert zu berühren. Die war recht groß und ließ sich nicht lange bitten, sie hatte sich in den ebenfalls großen Kerl schon beim Einsetzen ins Becken verknallt. Ihren Jungen zeigte sie, wie schmackhaft Wasserpolypen sind, und wie man sie vor dem Fressen zum "Abnesseln" reizt, ohne selbst getroffen zu werden. Sie war die Queen des bald entstehenden Schwarms. Wenn ich in dem damals nur 60l großen Becken herumhantierte, zeigte sie den anderen, daß dies kein Grund zur Beunruhigung ist, aber man besser meinen Fingern nicht zu nahe kam. Habe ich für Freunde Fische herauskeschern wollen, ärgerte mich dieses Miststück, indem sie immer die falschen Fische ins Netz dirigierte. Irgendwie wußten die genau, ob ich gerade rote oder grüne Helleries verkaufen wollte. Nachdem sie drei bis vier Jahre bei mir gelebt hatte wurde sie güst, nach einem weiteren Jahr starb sie von einem Tag auf den anderen. Ihr Männchen hat ihren Tod so betrauert, daß es kein Futter mehr angenommen hat, bis es auch nach weiteren 6 Wochen starb. Sechs ihre letzten Nachkommen bekamen dann 1982 ein 200l-Superbecken zum Austoben. Bis 1991 wurden sie leider Barschfutter, wie Ihr auf der nächsten Seite lesen könnt. Vom März 2000 bis zur 2. Aprilwoche habe ich das Becken wieder aufgebaut, und es tummeln sich wie damals sechs Schwertträger der Sorte Helleri darin. |
Schwertträger (Xiphophorus helleri) gehören zur Gattung der lebendgebärenden Zahnkarpfen (Poeciliidae).
Lebendgebärend deshalb, weil die befruchteten Eier so lange in der Bauchhöhle des Weibchens bleiben,
bis die Jungen ausgereift sind und schlüpfen. Die Schwanzflosse der erwachsenen Männchen ist verlängert, was ihnen den Namen "Schwertträger" eingebracht hat. Erwachsene, fortpflanzungsfähige Weibchen erkennt man an dem "Trächtigkeitsfleck", einer dunklen Färbung der Bauchhöhle. Erst, wenn dieser zu erkennen ist, kann man sicher sein, ein Weibchen vor sich zu haben, da sich einige Schwertträger-Halbstarke erst sehr spät zu allerdings sehr imposanten Männchen entwickeln. Schwertträger leben in Mexiko und Südamerika in verkrauteten Zonen klarer Bäche, wo sie sich von Grünpflanzen und Insekten ernähren, die sie mit ihrem oberständigen Maul von der Wasseroberfläche "abpflücken". In einigen Teilen der Welt wurden sie zur Malariabekämpfung eingesetzt, weil sie wahre Massen Mücken(-larven) vertilgen können. In den Labors werden sie gerne zur Kontrolle der Wasserqualität herangezogen; sie bevorzugen klares, nitratarmes Wasser. Für den, der Fisch nur als Lebensmittel ansieht: auf mexikanischen Märkten werden sie gebraten tütenweise als Delikatesse verkauft. Auch als Barschfutter werden sie von einigen Aquarianern sehr geschätzt. Viel zu oft liest man, das Schwertträger Anfängerfische sind und in Becken ab 60l gehalten werden können. Leute, tut das Euren Schwertträgern nicht an! Die brauchen nicht nur dichtes Gebüsch, sondern vor allem Rennstrecken und für die Männchen Reviere, um ihr Verhaltensmuster voll zu entfalten. |